XII.  Übersicht der Übertragungsneurosen

Sigmund Freud

Entwurf, 1915

Vorbereitung.

Nach Detailuntersuchung versuchen, Charaktere zusammenzufassen, Abgrenzung von anderen, vergleichende Durchführung der einzelnen Momente. Momente sind: Verdrängung, Gegenbesetzung, Ersatz- und Symptombildung, Verhältnis zur Sexualfunktion, Regression, Disposition. Beschränken auf die drei Typen Angsthysterie, Konversionshysterie und Zwangsneurose.

a) Verdrängung findet bei allen dreien an Grenze des ubw [unbewußten] und vbw [vorbewußten] Systems statt, besteht in Abziehung oder Verweigerung der vbw Besetzung, wird gesichert durch Art von Gegenbesetzung. Bei Zwangsneurose in späteren Stadien verschiebt sie sich auf Grenze zwischen Vbw und Bw [Bewußtsein].

Werden hören, daß in nächster Gruppe die Verdrängung andere Topik hat, sie erweitert sich dann zum Begriff der Spaltung.

Topische Gesichtspunkt darf nicht in dem Sinn überschätzt werden, daß etwa jeder Verkehr zwischen beiden Systemen durch sie unterbrochen würde. Es wird also wesentlicher, an welchen Elementen diese Schranke eingeführt wird.

Erfolg und Abgeschlossenheit hängen insofern zusammen, als Mißerfolg zu weiteren Bemühungen nötigt. Erfolg variiert bei den drei Neurosen und in einzelnen Stadien derselben.

Erfolg am geringsten bei Angsthysterie, beschränkt sich darauf, daß keine vbw (und bw) Repräsentanz zustande kommt. Später, daß anstatt der anstößigen eine Ersatzvorstellung vbw und bw wird. Endlich bei Phobiebildung erreicht er Zweck, in Hemmung des Unlustaffekts durch großen Verzicht, ausgiebiger Fluchtversuch. Absicht der Verdrängung ist immer Unlustvermeidung. Schicksal der Repräsentanz ist nur ein Zeichen des Vorgangs. Die scheinbare Zerlegung des abzuwehrenden Vorgangs in Vorstellung und Affekt (Repräsentanz und quantitativen Faktor) ergibt sich eben daraus, daß Verdrängung in Verweigerung der Wortvorstellung besteht, also aus dem topischen Charakter der Verdrängung.

Bei Zwangsneurose ist Erfolg zuerst ein voller, aber kein dauernder. Prozeß noch weniger abgeschlossen. Er setzt sich nach erster erfolgreicher Phase durch zwei weitere fort, von denen erstere (sekundäre Verdrängung: Bildung der Zwangsvorstellung, Kampf gegen Zwangsvorstellung) sich wie [bei der] Angsthysterie mit Ersetzung der Repräsentanz begnügt, [die] spätere [Phase] (tertiäre [Verdrängung]) der Phobie entsprechende Verzichte und Einschränkungen produziert, aber zum Unterschied mit logischen Mitteln arbeitet.

Im Gegensatz hiezu ist Erfolg der Konversionshysterie von Anfang an ein voller, aber durch starke Ersatzbildung erkaufter. Prozeß des einzelnen Verdrängungsvorgangs abgeschlossener.

b) Gegenbesetzung
Bei Angsthysterie fehlt sie zuerst, reiner Fluchtversuch, wirft sich dann auf Ersatzvorstellung und, besonders in dritter Phase, auf Umgebung derselben, um von da aus Bändigung der Unlustentbindung zu sichern, als Wachsamkeit, Aufmerksamkeit. Repräsentiert den Anteil der vbw Besetzung, also den Aufwand, den Neurose kostet.

Bei Zwangsneurose, wo es sich von Anfang um Abwehr eines ambivalenten Triebes handelt, besorgt sie die erste glückende Verdrängung, leistet dann Reaktionsbildung dank der Ambivalenz, ergibt dann in tertiärer Phase die Aufmerksamkeit, die Zwangsvorstellung auszeichnet, und besorgt die logische Arbeit. Also zweite und dritte Phase ganz wie bei Angsthysterie. Unterschied in erster Phase, wo die Gegenbesetzung bei Angsthysterie nichts, bei Zwangsneurose alles leistet.

Immer sichert sie der Verdrängung den entsprechenden Anteil des Vbw. Bei Konversionshysterie glücklicher Charakter dadurch ermöglicht, daß Gegenbesetzung von Anfang an Zusammentreffen mit Triebbesetzung sucht und sich zum Kompromiß mit ihr einigt, auswählende Bestimmung auf Repräsentanz trifft.

c) Ersatz- und Symptombildung
Entspricht der Wiederkehr des Verdrängten, Mißlingen der Verdrängung. Eine Weile sind beide zu sondern, später fließt die Ersatzbildung mit ihr [der Symptombildung] zusammen.

Am vollkommensten bei Konversionshysterie: Ersatz = Symptom, nichts weiter zu trennen.

Ebenso bei Angsthysterie, Ersatzbildung ermöglicht dem Verdrängten die erste Wiederkehr.

Bei Zwangsneurose sondert sich Ersatz- von Symptombildung scharf, indem erste Ersatzbildung von dem Verdrängenden durch Gegenbesetzung geliefert und nicht zu Symptomen gerechnet wird. Dafür sind die späteren Symptome der Zwangsneurose oft vorwiegend Wiederkehr des Verdrängten, Anteil des Verdrängenden an ihnen geringer.

Symptombildung, von der unser Studium ausgeht, fällt immer mit Wiederkehr des Verdrängten zusammen und geschieht mit Hilfe der Regression und der disponierenden Fixierungen. Ein allgemeines Gesetz sagt aus, daß die Regression bis zur Fixierung zurückgeht und von dort aus Wiederkehr des Verdrängten sich durchsetzt.

d) Verhältnis zur Sexualfunktion
Für dies bleibt bestehen, daß verdrängte Triebregung stets eine libidinöse, dem Sexualleben angehörige ist, während Verdrängung vom Ich ausgeht aus verschiedenen Motiven, die sich als ein Nichtkönnen (wegen Überstärke) oder Nichtwollen zusammenfassen lassen. Das letztere geht auf Unverträglichkeit mit den Ichidealen oder auf andersartige befürchtete Schädigung des Ichs zurück. Das Nichtkönnen entspricht auch einer Schädigung.

Verdunkelt wird diese fundamentale Tatsache durch zwei Momente: Erstens hat es oft Anschein, als ob Verdrängung durch Konflikt zweier Regungen, die beide libidinös sind, angeregt würde. Dies löst sich durch die Erwägung, daß die eine davon ichgerecht ist und in dem Konflikt die Hilfe der vom Ich ausgehenden Verdrängung anrufen kann. Zweitens, indem nicht nur libidinöse, sondern auch Ichstrebungen unter den verdrängten angetroffen werden, besonders häufig und deutlich bei längerem Bestand und fortgeschrittener Entwicklung der Neurose. Letzteres kommt so zustande, daß die verdrängte libidinöse Regung sich auf dem Umweg durch eine Ichstrebung, der sie eine Komponente geliehen hat, durchzusetzen sucht, ihr Energie überträgt und nun diese Ichstrebung mit in die Verdrängung reißt, was im großen Umfange geschehen kann. An Allgemeingiltigkeit jenes Satzes wird dadurch nichts geändert. Begreifliche Forderung, daß man Einsichten aus den Anfangsstadien der Neurosen schöpfe.

Bei Hysterie und Zwangsneurose evident, daß sich Verdrängung gegen die Sexualfunktion in definitiver Form, in der sie Anspruch der Fortpflanzung repräsentiert, richtet. Am deutlichsten wieder bei Konversionshysterie, weil ohne Komplikationen, bei Zwangsneurose erst Regression. Indes diese Beziehung nicht übertreiben, nicht etwa annehmen, daß Verdrängung erst mit diesem Stadium der Libido in Wirksamkeit tritt. Im Gegenteil zeigt ja gerade Zwangsneurose, daß Verdrängung allgemeiner Vorgang, nicht libidinös abhängig, weil hier gegen Vorstufe gerichtet. Ebenso in Entwicklung, daß Verdrängung auch gegen perverse Regungen in Anspruch genommen. Frage, warum Verdrängung hier gelingt, sonst nicht? In Natur libidinöse Strebungen sehr vertretungsfähig, so daß bei Verdrängung der normalen die perversen verstärkt werden und umgekehrt. Zur Sexualfunktion [hat] Verdrängung kein anderes Verhältnis, als daß sie zu ihrer Abwehr bemüht wird wie Regression und andere Triebschicksale.

Bei Angsthysterie ist Verhältnis zur Sexualfunktion undeutlicher aus Gründen, die bei Behandlung der Angsthysterie zum Vorschein gekommen. Scheint, daß Angsthysterie jene Fälle umfaßt, in denen Sexualtriebanspruch als zu groß, wie Gefahr, abgewehrt wird. Keine besondere Bedingung aus Libidoorganisation.

e) Regression
Das interessanteste Moment und Triebschicksal. Von Angsthysterie aus keinen Anlaß, es zu erraten. Könnte sagen, daß es hier nicht in Betracht kommt, vielleicht weil jede spätere Angsthysterie so deutlich auf eine infantile regrediert (die vorbildliche Disposition der Neurose) und diese letztere so frühzeitig im Leben auftritt. Dagegen die beiden anderen Übertragungsneurosen schönste Beispiele von Regression, aber diese spielt bei jeder eine andere Rolle in Struktur der Neurose. Bei Konversionshysterie ist es eine starke Ichregression, Rückkehr zu Phase ohne Scheidung von Vbw und Ubw, also ohne Sprache und Zensur. Die Regression dient aber der Symptombildung und Wiederkehr des Verdrängten. Die Triebregung, die vom aktuellen Ich nicht akzeptiert wird, rekurriert auf ein früheres, von dem aus sie Abfuhr, freilich in anderer Weise, findet. Daß es dabei virtuell zu einer Art Libidoregression kommt, schon erwähnt. Bei Zwangsneurose ist es anders. Die Regression ist eine Libidoregression, dient nicht der Wiederkehr [des Verdrängten], sondern der Verdrängung und wird durch eine starke konstitutionelle Fixierung oder unvollkommene Ausbildung ermöglicht. In der Tat fällt hier erster Schritt der Abwehr der Regression zu, wo es sich mehr um Regression als auf Entwicklungshemmung handelt, und die regressive libidinöse Organisation unterliegt dann erst einer typischen Verdrängung, die aber erfolglos bleibt. Ein Stück Ichregression wird von der Libido aus dem Ich aufgezwungen oder ist in der unvollkommenen Entwicklung des Ichs, die hier mit Libidophase zusammenhängt, gegeben. (Trennung der Ambivalenzen.)

f) Disposition
Hinter Regression verhüllen sich die Probleme der Fixierung und Disposition. Die Regression, kann man allgemein sagen, reicht so weit zurück bis zu einer Fixierungsstelle, entweder in Ich- oder Libidoentwicklung, und diese stellt die Disposition dar. Dies ist also das maßgebendste, die Entscheidung über die Neurosenwahl vermittelnde Moment. Lohnt also, dabei zu verweilen. Fixierung kommt durch Phase der Entwicklung zustande, die zu stark ausgeprägt war oder vielleicht auch zu lange angehalten hat, um restlos in die nächste überzugehen. Klarere Vorstellung, worin, in welchen Veränderungen die Fixierung besteht, wird man am besten nicht verlangen. Aber über Herkunft etwas sagen. Besteht sowohl die Möglichkeit, daß solche Fixierung rein mitgebracht sowie daß sie durch frühzeitige Eindrücke herbeigeführt wird, und endlich, daß beide Faktoren zusammenwirken. Um so mehr, da man behaupten darf, beiderlei Momente seien eigentlich ubiquitär, da [einerseits] alle Dispositionen konstitutionell vorhanden sind im Kinde und anderseits die wirksamen Eindrücke sehr vielen Kindern gleicherweise zuteil werden. Handelt sich also um mehr oder weniger und ein wirksames Zusammentreffen. Da niemand konstitutionelle Momente zu bestreiten geneigt ist, fällt es Psychoanalyse zu, auch das Anrecht der frühinfantilen Erwerbungen kräftig zu vertreten. Bei Zwangsneurose ist übrigens das konstitutionelle Moment weit deutlicher erkannt als bei Konversionshysterie das akzidentelle, das ist zuzugeben. Detailverteilung immer noch zweifelhaft.

Wo das konstitutionelle Moment der Fixierung in Betracht kommt, [ist] damit Erwerbung nicht beseitigt; sie rückt nur in noch frühere Vorzeit, da man mit Recht behaupten darf, daß die ererbten Dispositionen Reste der Erwerbung der Vorahnen sind. Hiemit stößt man an Problem der phylogenetischen Disposition hinter der individuellen oder ontogenetischen und darf keinen Widerspruch finden, wenn das Individuum zu seiner ererbten Disposition aufgrund früheren Erlebens neue Dispositionen aus eigenem Erleben hinzufügt. Warum sollte der Prozeß, der Disposition aufgrund von Erleben schafft, gerade an dem Individuum, dessen Neurose man untersucht, erlöschen? Oder dieses [Individuum eine] Disposition für seine Nachkommen schaffen, sie aber nicht für sich erwerben können? Scheint vielmehr notwendige Ergänzung.

Wie weit die phylogenetische Disposition zum Verständnis der Neurosen beitragen kann, ist noch nicht zu übersehen. Es gehörte dazu auch, daß Betrachtung über enge Gebiet der Übertragungsneurosen hinausgeht. Der wichtigste unterscheidende Charakter der Übertragungsneurosen konnte in dieser Übersicht ohnedies nicht gewürdigt werden, weil er ihnen ja gemeinsam nicht auffällt und erst bei Herbeiziehung der narzißtischen Neurosen durch Kontrast auffallen würde. Bei dieser Vergrößerung des Horizontes würde Verhältnis von Ich zu Objekt in den Vordergrund rücken und Festhaltung des Objekts sich als gemeinsam Unterscheidendes ergeben. Gewisse Vorbereitung hier gestattet.

Hoffe, der Leser, der sonst auch an Langweile vieler Abschnitte gemerkt hat, wie sehr alles auf sorgfältiger und mühseliger Beobachtung aufgebaut, wird Nachsicht üben, wenn auch einmal die Kritik vor der Phantasie zurücktritt und ungesicherte Dinge vorgetragen werden, bloß weil sie anregend sind und Blick in die Ferne eröffnen.

Es ist noch legitim anzunehmen, daß auch die Neurosen Zeugnis von der seelischen Entwicklungsgeschichte des Menschen ablegen müssen. Ich glaube nun, in Aufsatz (Über zwei Prinzipien) gezeigt zu haben, daß wir den Sexualstrebungen des Menschen eine andere Entwicklung zuschreiben dürfen als den Ichstrebungen. Der Grund wesentlich, daß die ersteren ganze Weile autoerotisch befriedigt werden können, während Ichstrebungen von Anfang auf Objekt und damit auf Realität angewiesen sind. Welches die Entwicklung des menschlichen Sexuallebens, glauben wir in großen Zügen gelernt zu haben (Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie). Die des menschlichen Ichs, d.h. der Selbsterhaltungsfunktionen und der von ihnen abgeleiteten Bildungen, ist schwieriger zu durchschauen. Ich kenne nur den einzigen Versuch von Ferenczi, der psychoanalytische Erfahrungen zu diesem Zwecke verwertet. Unsere Aufgabe wäre natürlich sehr erleichtert, wenn uns die Entwicklungsgeschichte des Ichs anderswoher gegeben wäre, die Neurosen zu verstehen, anstatt daß wir jetzt umgekehrt verfahren müssen. Man bekommt dabei den Eindruck, daß die Entwicklungsgeschichte der Libido ein weit älteres Stück der phylogenetischen Entwicklung wiederholt als die des Ichs, erstere vielleicht Verhältnisse des Wirbeltierstammes wiederholt, während letztere von der Geschichte der Menschenart abhängig ist. Es existiert nun eine Reihe, an welche man verschiedene weitgehende Gedanken anknüpfen kann. Sie entsteht, wenn man die Psychoneurosen (nicht die Übertragungsneurosen allein) nach dem Zeitpunkt anordnet, zu welchem sie im individuellen Leben aufzutreten pflegen. Dann ist die Angsthysterie die fast voraussetzungslose, die früheste Neurose, ihr schließt die Konversionshysterie (vom vierten Jahr etwa) an, noch etwas später in der Vorpubertät (9–10) tritt bei Kindern die Zwangsneurose auf. Die narzißtischen Neurosen fehlen der Kindheit. Von diesen ist die Dementia praecox in klassischer Form eine Erkrankung der Pubertätsjahre, die Paranoia nähert sich den Jahren der Reife und Melancholie-Manie auch demselben Zeitabschnitt, sonst unbestimmbar.

Die Reihe lautet also:

Angsthysterie – Konversionshysterie – Zwangsneurose – Dementia praecox – Paranoia – Melancholie–Manie.

Die Fixierungsdispositionen dieser Affektionen scheinen auch eine Reihe zu ergeben, die aber gegenläufig ist, besonders wenn man libidinöse Disposition in Betracht zieht. Es ergäbe sich also, je später die Neurose auftritt, auf desto frühere Libidophase muß sie regredieren. Dies gilt indes nur in großen Zügen. Unzweifelhaft richtet sich Konversionshysterie gegen Primat der Genitalien, die Zwangsneurose gegen die sadistische Vorstufe, alle drei Übertragungsneurosen gegen vollzogene Libidoentwicklung. Die narzißtischen Neurosen aber gehen auf Phasen vor Objektfindung zurück, die Dementia praecox regrediert bis zum Autoerotismus, die Paranoia bis zur narzißtischen homosexuellen Objektwahl, der Melancholie liegt narzißtische Identifizierung mit dem Objekt zugrunde. Die Differenzen liegen darin, daß die Dementia unzweifelhaft früher auftritt als die Paranoia, obwohl ihre libidinöse Disposition weiter zurückreicht, und daß Melancholie–Manie keine sichere zeitliche Einreihung gestatten. Man kann es also nicht festhalten, daß die sicher vorhandene Zeitreihe der Psychoneurosen allein durch die Libidoentwicklung bestimmt wäre. Soweit dies zutrifft, würde man die umgekehrte Beziehung zwischen beiden betonen. Es ist auch bekannt, daß mit Altersfortschritt Hysterie oder Zwangsneurose in Dementia sich umsetzen kann, nie kommt das Umgekehrte vor.

Man kann aber eine andere, phylogenetische Reihe aufstellen, die wirklich mit der Zeitreihe der Neurosen gleichläufig ist. Nur muß man dabei weit ausholen und sich manches hypothetische Zwischenglied gefallen lassen.

Von Dr. Wittels ist zuerst die Idee ausgesprochen worden, daß das Urmenschentier seine Existenz in einem überaus reichen, alle Bedürfnisse befriedigenden Milieu hingebracht, dessen Nachhall wir im Mythus vom uranfänglichen Paradies erhalten haben. Dort mag es die Periodizität der Libido überwunden haben, die den Säugetieren noch anhaftet. Ferenczi hat dann in der bereits erwähnten gedankenreichen Arbeit die Idee ausgesprochen, daß die weitere Entwicklung dieses Urmenschen unter dem Einfluß der geologischen Erdschicksale erfolgt ist und daß insbesondere die Not der Eiszeiten ihm die Anregung zur Kulturentwicklung gebracht hat. Es wird ja allgemein zugegeben, daß die Menschenart zur Eiszeit bereits bestand und ihre Einwirkung an sich erfahren hat.

Greifen wir die Idee von Ferenczi auf, so liegt die Versuchung sehr nahe, in den drei Dispositionen zur Angsthysterie, Konversionshysterie und Zwangsneurose Regressionen auf Phasen zu erkennen, welche dereinst die ganze Menschenart vom Beginne bis zum Ende der Eiszeiten durchzumachen hatte, so daß damals alle Menschen so waren, wie heute nur ein Anteil kraft seiner erblichen Veranlagung und durch Neuerwerbung ist. Die Bilder können sich natürlich nicht völlig decken, denn die Neurose enthält mehr, als was die Regression mit sich bringt. Sie ist auch der Ausdruck des Sträubens gegen diese Regression und ein Kompromiß zwischen dem urzeitlich Alten und dem Anspruch des kulturell Neuen. Am stärksten wird sich diese Differenz bei der Zwangsneurose ausprägen müssen, welche wie keine andere unter dem Zeichen der inneren Gegensätzlichkeit steht. Doch muß die Neurose, soweit das Verdrängte in ihr gesiegt hat, das urzeitliche Bild wiederbringen.

1. Unsere erste Aufstellung würde also behaupten, daß die Menschheit unter dem Einfluß der Entbehrungen, welche ihr die hereinbrechende Eiszeit auferlegte, allgemein ängstlich geworden ist. Die bisher vorwiegend freundliche, jede Befriedigung spendende Außenwelt verwandelte sich in eine Häufung von drohenden Gefahren. Es war aller Grund zur Realangst vor allem Neuen gegeben. Die sexuelle Libido verlor allerdings zunächst ihre Objekte, die ja menschliche sind, nicht, aber es läßt sich denken, daß das in seiner Existenz bedrohte Ich von der Objektbesetzung einigermaßen absah, die Libido im Ich erhielt und so in Realangst verwandelte, was vorher Objektlibido gewesen war. An der infantilen Angst sehen wir nun, daß das Kind die Objektlibido im Falle der Unbefriedigung in Realangst vor dem Fremden verwandelt, aber auch, daß es überhaupt dazu neigt, sich vor allem Neuen zu ängstigen. Wir haben einen langen Streit darüber geführt, ob die Realangst oder die Sehnsuchtangst das Ursprünglichere ist, ob das Kind seine Libido in Realangst wandelt, weil es sie für zu groß, gefährlich erachtet, und so überhaupt zur Vorstellung der Gefahr kommt oder ob es vielmehr einer allgemeinen Ängstlichkeit nachgibt und aus dieser lernt, sich auch vor seiner unbefriedigten Libido zu fürchten. Unsere Neigung ging dahin, das erstere anzunehmen, die Sehnsuchtangst voranzustellen, aber dazu fehlte uns eine besondere Disposition. Wir mußten es für eine allgemein-kindliche Neigung erklären. Die phylogenetische Überlegung scheint nun diesen Streit zugunsten der Realangst zu schlichten und läßt uns annehmen, daß ein Anteil der Kinder die Ängstlichkeit des Beginns der Eiszeiten mitbringt und nun durch sie verleitet wird, die unbefriedigte Libido wie eine äußere Gefahr zu behandeln. Das relative Übermaß der Libido würde aber derselben Anlage entspringen und die Neuerwerbung der disponierten Ängstlichkeit ermöglichen. Immerhin würde die Diskussion der Angsthysterie das Übergewicht der phylogenetischen Disposition über alle anderen Momente befürworten.

2. Mit dem Fortschritt der harten Zeiten mußte sich den in ihrer Existenz bedrohten Urmenschen der Konflikt zwischen Selbsterhaltung und Fortpflanzungslust ergeben, welcher in den meisten typischen Fällen von Hysterie seinen Ausdruck findet. Die Nahrungsmittel reichten nicht hin, eine Vermehrung der menschlichen Horden zu gestatten, und die Kräfte des Einzelnen reichten nicht aus, so viele der Hilflosen am Leben zu erhalten. Die Tötung der Geborenen fand sicherlich einen Widerstand an der Liebe besonders der narzißtischen Mütter. Somit wurde es soziale Pflicht, die Fortpflanzung zu beschränken. Die perversen, nicht zur Kinderzeugung führenden Befriedigungen entgingen diesem Verbot, was eine gewisse Regression auf die Libidophase vor dem Primat der Genitalien beförderte. Die Einschränkung mußte das Weib härter treffen als den um die Folgen des Sexualverkehrs eher unbekümmerten Mann. Diese ganze Situation entspricht offenkundig den Bedingungen der Konversionshysterie. Aus der Symptomatik derselben schließen wir, daß der Mensch noch sprachlos war, als er sich aus der unbezwungenen Not das Verbot der Fortpflanzung auferlegte, also auch noch nicht das System des Vbw über seinem Ubw aufgebaut hatte. Auf die Konversionshysterie regrediert dann auch der dazu Disponierte, speziell das Weib, unter dem Einfluß der Verbote, welche die Genitalfunktion ausschalten wollen, während stark erregende frühzeitige Eindrücke zur Genitalbetätigung drängen.

3. Die weitere Entwicklung ist leicht zu konstruieren. Sie betraf vorwiegend den Mann. Nachdem er gelernt hatte, an der Libido zu sparen und die Sexualtätigkeit durch Regression auf eine frühere Phase zu erniedrigen, gewann die Betätigung der Intelligenz für ihn die Hauptrolle. Er lernte forschen, die feindliche Welt etwas verstehen und sich durch Erfindungen eine erste Herrschaft über sie zu sichern. Er entwickelte sich unter dem Zeichen der Energie, bildete die Anfänge der Sprache aus und mußte den Neuerwerbungen große Bedeutung zulegen. Die Sprache war ihm Zauber, seine Gedanken erschienen ihm allmächtig, er verstand die Welt nach seinem Ich. Es ist die Zeit der animistischen Weltanschauung und ihrer magischen Technik. Zum Lohn für seine Kraft, so vielen anderen Hilflosen Lebenssicherung zu schaffen, maßte er sich die uneingeschränkte Herrschaft über sie an, vertrat durch seine Persönlichkeit die beiden ersten Setzungen, daß er selbst unverletzlich sei und daß ihm die Verfügung über die Frauen nicht bestritten werden dürfe. Zu Ende dieses Zeitabschnitts war das Menschengeschlecht in einzelne Horden zerfallen, die von einem starken und weisen brutalen Mann als Vater beherrscht wurden. Es ist möglich, daß die egoistisch eifersüchtige und rücksichtslose Natur, die wir nach völkerpsychologischen Erwägungen dem Urvater der Menschenhorde zuschreiben, nicht von Anfang an vorhanden war, sondern sich im Laufe der schweren Eiszeiten als Resultat der Anpassung an die Not herausgebildet hat.

Die Charaktere dieser Menschheitsphase wiederholt nun die Zwangsneurose, einen Teil derselben negativ, da ja die Neurose in Gestalt ihrer Reaktionsbildungen dem Sträuben gegen diese Wiederkehr mitentspricht. Die Überbetonung des Denkens, die riesige Energie, die im Zwang wiederkehrt, die Allmacht der Gedanken, die Neigung zu unverbrüchlichen Gesetzen sind unverwändelte Züge. Aber gegen die brutalen Impulse, welche das Liebesleben ersetzen wollen, erhebt sich der Widerstand späterer Entwicklungen, der von dem libidinösen Konflikt aus endlich die Lebensenergie des Individuums lähmt und nur die auf Geringfügiges verschobenen Impulse als Zwang bestehen läßt, übrigläßt. So geht dieser für die Kulturentwicklung wertvollste menschliche Typus an den Ansprüchen des Liebeslebens zugrunde in seiner Wiederkehr, wie der großartige Typus des Urvaters selbst, der später als Gottheit wiederkehrte, an den familiären Verhältnissen, die er sich schuf, in der Wirklichkeit zugrunde gegangen ist.

4. Soweit wären wir in der Erfüllung eines von Ferenczi vorhergesehenen Programms, »die neurotischen Regressionstypen mit den Etappen der Stammesgeschichte der Menschheit in Einklang zu bringen«, gekommen, vielleicht ohne in allzu gewagte Spekulationen abzuirren. Für die weiteren und später auftretenden narzißtischen Neurosen fehlte uns aber jede Anknüpfung, wenn uns nicht die Annahme zu Hilfe käme, daß die Disposition zu ihnen von einer zweiten Generation erworben worden ist, deren Entwicklung in eine neue Phase menschlicher Kultur hinüberleitet.

Diese zweite Generation hebt mit den Söhnen an, welchen der eifersüchtige Urvater nicht gewähren läßt. Wir haben an anderer Stelle (Totem und Tabu) eingesetzt, daß er sie vertreibt, wenn sie das Alter der Pubertät erreicht haben. Psychoanalytische Erfahrungen mahnen aber, eine andere und grausamere Lösung an die Stelle zu setzen, nämlich daß er sie ihrer Mannheit beraubt, wonach sie als unschädliche Hilfsarbeiter in der Horde bleiben können. Den Effekt der Kastration in jener Urzeit dürfen wir uns wohl als Erlöschen der Libido und Stehenbleiben in der individuellen Entwicklung vorstellen. Solchen Zustand scheint die Dementia praecox zu wiederholen, die zumal als Hebephrenie zum Aufgeben jedes Liebesobjekts, Rückbildung aller Sublimierungen und Rückkehr zum Autoerotismus führt. Das jugendliche Individuum verhält sich so, als ob es die Kastration erlitten hätte; ja, wirkliche Selbstkastrationen sind bei dieser Affektion nicht selten. Was die Krankheit sonst auszeichnet, die Sprachveränderungen und halluzinatorischen Stürme, darf man in das phylogenetische Bild nicht einbeziehen, denn sie entsprechen den Heilungsversuchen, den vielfältigen Bemühungen, das Objekt wiederzugewinnen, die im Krankheitsbilde eine Zeitlang beinahe auffälliger sind als die Rückbildungserscheinungen.

Mit der Annahme einer solchen Behandlung der Söhne hängt eine Frage zusammen, die im Vorübergehen zu beantworten ist. Woher kommt den Urvätern Nachfolge und Ersatz, wenn sie sich der Söhne in solcher Weise entledigen? Schon Atkinson hat den Weg gewiesen, indem er hervorhob, daß nur die älteren Söhne die volle Verfolgung des Vaters zu befürchten hatten, daß aber der jüngste – schematisch gedacht – dank der Fürbitte der Mutter, vor allem aber infolge des Alterns des Vaters und seiner Hilfsbedürftigkeit Aussicht hatte, diesem Schicksal zu entgehen und der Nachfolger des Vaters zu werden. Dieser Vorzug des Jüngsten wurde in der nächstkommenden sozialen Gestaltung gründlich beseitigt und durch das Vorrecht des Ältesten ersetzt. Im Mythus und im Märchen ist er aber sehr gut kenntlich erhalten.

5. Die nächste Wandlung konnte nur darin bestehen, daß die bedrohten Söhne sich der Kastration durch die Flucht entzogen und lernten, miteinander verbündet den Kampf des Lebens auf sich zu nehmen. Dies Zusammenleben mußte die sozialen Gefühle zeitigen und konnte auf homosexueller Sexualbefriedigung aufgebaut sein. Es ist sehr möglich, daß in der Vererbung dieser Zustandsphase die lange gesuchte hereditäre Disposition der Homosexualität zu erblicken ist. Die hier entstandenen, aus der Homosexualität sublimierten sozialen Gefühle wurden aber zum dauernden Menschheitsbesitz und zur Grundlage jeder späteren Gesellschaft. Diese Zustandsphase bringt aber ersichtlich die Paranoia wieder; richtiger, gegen die Wiederkehr derselben wehrt sich die Paranoia, bei der die geheimen Bündnisse nicht fehlen und der Verfolger eine großartige Rolle spielt. Die Paranoia sucht die Homosexualität abzuwehren, welche die Grundlage der Brüderorganisation war, und muß dabei den Befallenen aus der Gesellschaft treiben und seine sozialen Sublimierungen zerstören.

6. Die Einreihung der Melancholie–Manie in diesen Zusammenhang scheint auf die Schwierigkeit zu stoßen, daß eine Normalzeit für das individuelle Auftreten dieses neurotischen Leidens nicht sicher anzugeben ist. Doch steht es fest, daß sie eher dem Alter der Reife angehört als der Kindheit. Faßt man die charakteristische Abwechslung von Depression und Hochstimmung ins Auge, so ist es schwer, sich nicht an die so ähnliche Aufeinanderfolge von Triumph und Trauer zu erinnern, welche regelmäßigen Bestand religiöser Festlichkeiten bildet. Trauer über den Tod des Gottes, Triumphfreude über seine Wiederauferstehung. Dieses religiöse Zeremoniell wiederholt aber nur, wie wir aus den

Angaben der Völkerpsychologie erraten haben, in umkehrender Richtung das Verhalten der Mitglieder des Brüderklans, nachdem sie den Urvater überwältigt und getötet hatten: Triumph über seinen Tod und dann Trauer darüber, da sie ihn doch alle als Vorbild verehrt hatten. So gäbe dieses große Ereignis der Menschengeschichte, welches der Urhorde ein Ende machte und sie durch die siegreiche Brüderorganisation ersetzte, die Prädisposition für die eigentümliche Stimmungsfolge, die wir als besondere narzißtische Affektion neben den Paraphrenien anerkennen. Die Trauer um den Urvater geht aus der Identifizierung mit ihm hervor, und solche Identifizierung haben wir als die Bedingung des melancholischen Mechanismus nachgewiesen.

Zusammenfassend können wir sagen: Wenn die Dispositionen zu den drei Übertragungsneurosen im Kampf mit der Not der Eiszeiten erworben wurden, so stammen die Fixierungen, welche den narzißtischen Neurosen zugrunde liegen, aus der Bedrängung durch den Vater, welcher nach Ablauf der Eiszeit gleichsam deren Rolle gegen die zweite Generation übernimmt, fortsetzt. Wie der erste Kampf zur patriarchalischen Kulturstufe führt, so der zweite zur sozialen, aber aus beiden ergeben sich die Fixierungen, die in ihrer Wiederkehr nach Jahrtausenden zur Disposition der zwei Gruppen von Neurosen werden. Auch in diesem Sinne ist also die Neurose ein Kulturerwerb. Ob die hier entworfene Parallele mehr ist als eine spielerische Vergleichung, in welchem Maße sie die noch nicht gelösten Rätsel der Neurosen zu beleuchten vermag, darf füglich ferneren Untersuchungen und der Beleuchtung durch neue Erfahrungen überlassen werden.

Nun ist Zeit, [an eine] Reihe Einwendungen zu denken, die mahnen, daß wir die erreichten Zurückführungen nicht überschätzen sollen. Zunächst [wird sich] jedem aufdrängen, daß die zweite Reihe der Dispositionen, die der zweiten Generation, nur von Männern (als Söhnen) erworben werden konnten, während Dementia praecox, Paranoia und Melancholie ebensowohl von Frauen produziert werden. Frauen haben in Urzeiten unter noch mehr verschiedenen Bedingungen gelebt als heute. Sodann haftet an diesen Dispositionen eine Schwierigkeit, von der die der ersten Reihe frei sind: Sie scheinen unter Bedingungen erworben zu werden, die Vererbung ausschließen. Es ist evident, daß die kastrierten und eingeschüchterten Söhne nicht zur Fortpflanzung kommen, also ihre Disposition nicht fortsetzen können (Dementia praecox). Aber ebensowenig kann der Psychoanalyse Zustand der ausgetriebenen, in Homosexualität verbundenen Söhne Einfluß auf die nächsten Generationen nehmen, da sie als unfruchtbare Seitenzweige der Familie erlöschen, solange sie nicht über den Vater triumphiert haben. Bringen sie es aber zu diesem Triumph, so ist es Erlebnis einer Generation, dem man die notwendige unbegrenzte Vervielfältigung absprechen muß.

Wie sich denken läßt, braucht man auf so dunkeln Gebieten um Auskünfte nicht verlegen zu sein. Die Schwierigkeit fällt ja im Grunde mit einer früher aufgeworfenen zusammen, wie sich der brutale Vater der Eiszeit, der ja nicht unsterblich war wie sein göttliches Nachbild, fortgesetzt. Wieder bietet sich der jüngere Sohn [an], der später zum Vater wird, der zwar nicht selbst kastriert wird, aber das Schicksal seiner älteren Brüder kennt und für sich befürchtet, an den die Versuchung herangetreten sein muß, wie die glücklicheren von ihnen zu fliehen und auf das Weib zu verzichten. So bliebe neben den als unfruchtbar abfallenden Männern immer eine Kette von anderen, die an ihrer Person die Schicksale des Männergeschlechts durchmachen und als Dispositionen vererben können. Der wesentliche Gesichtspunkt bleibt bestehen, daß sich für ihn [den jüngeren Sohn] die Not der Zeiten durch den Druck des Vaters ersetzt.

Der Triumph über den Vater muß ungezählte Generationen hindurch geplant und phantasiert worden sein, ehe es gelang, ihn zu realisieren. Die Ausbreitung der durch den Vaterdruck erzeugten Dispositionen auf das Weib scheint selbst größere Schwierigkeit zu bereiten. Die Schicksale des Weibes in diesen Urzeiten sind uns durch besonderes Dunkel verhüllt. So mögen Lebensverhältnisse in Betracht kommen, die wir nicht erkannt haben. Der gröbsten Schwierigkeit überhebt uns aber die Bemerkung, daß wir der Bisexualität des Menschen nicht vergessen dürfen. So kann das Weib die vom Mann erworbenen Dispositionen übernehmen und selbst an sich zum Vorschein bringen.

Indes, machen wir uns klar, daß wir mit diesen Auskünften im Grund nichts anderes erreicht, als unsere wissenschaftlichen Phantasien dem Vorwurf der Absurdität entzogen zu haben. Im ganzen behalten sie ihren Wert als heilsame Ernüchterungen, wenn wir vielleicht auf dem Wege waren, die phylogenetische Disposition über alles andere zu setzen. Es geht also nicht so zu, daß in vielleicht gesetzmäßig festgestellter Verhältniszahl archaische Konstitutionen an den neuen Individuen wiederkehren und sie durch den Konflikt mit den Ansprüchen der Gegenwart in Neurose drängen. Es bleibt Raum für Neuerwerbung und für Einflüsse, die wir nicht kennen. Im ganzen sind wir nicht am Ende, sondern zu Anfang eines Verständnisses dieses phylogenetischen Faktors.

 

Freud, Sigmund: Gesammelte Werke chronologisch geordnet. Nachtragsband: Texte aus den Jahren 1885 bis 1938. Frankfurt am Main: Fischer, 1987. Seiten 634–651.

 

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